Ministère espagnol

Übersetzung aus dem Französischen: Spanisches Ministerium

Der belgische Historiker J. Lefèvre verwendete den Ausdruck Ministère espagnol für die Mitarbeiter und Ratgeber der Erzherzöge und später für die Generalgouverneure: eine begrenzte Gruppe, deren Zusammensetzung wechselte und der unter anderem der spanische Botschafter in den Südlichen Niederlanden, die ranghöchsten Offiziere des Heeres, der Staats- und Kriegssekretär und der Beichtvater des jeweiligen Generalstatthalters1 oder der jeweiligen Generalstatthalterin angehörten.
Das Epitheton espagnol ist jedoch irreführend, da nicht alle dieser Ministres (im damaligen Kontext der allgemein gebräuchliche Ausdruck) Spanier waren. Oberbefehlshaber Spínola war Genuese, der spätere Generalgouverneur Don Francisco de Melo2 (1641-1644) Portugiese und Pieter Roose,3 Oberhaupt des Geheimen Rates und Intimus sowohl von Philipp IV. als auch von Olivares,4 war Süd-Niederländer. Die Rekrutierungsbasis für diese Machtelite war somit nicht auf das Königreich Kastilien beschränkt. Die importierte Elite – Symbol der Abhängigkeit, die die Südlichen Niederlande charakterisierte – kam aus allen Winkeln der Monarchie, aber es wurde auch nach lokalen Ankerpunkten gesucht. Ein Merkmal hatten die Mitglieder dieses Ministère gemeinsam: Sie genossen alle, jedenfalls im Augenblick ihrer Ernennung, das absolute Vertrauen des Fürsten und seines Premierministers.
Ihr Auftrag bestand darin, den Generalstatthalter in Brüssel zu beraten und Madrid auf dem Laufenden zu halten – daher auch die rege persönliche Korrespondenz dieser Ministres mit dem Hof und umgekehrt – und für den Fall dass es zwischen Fürst und Generalstatthalter zu einem wesentlichen Meinungsunterschied kommen sollte, mussten sie letzteren auch auf dem richtigen Kurs halten.
René Vermeir, Gent
Übersetzung aus dem Niederländischen: Birgit Blasch und Petra Stangl, Wien

Übersetzung aus dem Niederländischen: Birgit Blasch und Petra Stangl, Wien

1 Ndl.: landvoogd.
2 Don Francisco de Melo (1597 – 1651) war von 1641 bis 1644 Generalstatthalter der Südlichen Niederlande.
3 Pieter Roose (1586 – 1673) war von 1632 bis 1654 Oberhaupt des Geheimen Rates.
4 Der Graf-Herzog von Olivares (Gaspar de Guzmán y Pimentel) war langjähriger Berater von Philipp IV., der bereits mit 16 Jahren auf den Thron gekommen war, und als Premierminister die beherrschende politische Persönlichkeit seiner Zeit.

Literatuur

In staat van oorlog : Filips IV en de Zuidelijke Nederlanden, 1629-1648 / René Vermeir. – Maastricht : Shaker Publishing, 2001. – XXIX, 341 p. : ill. ; 24 cm. Oorspr. verschenen als proefschrift Universiteit Gent 1998. – Met index, lit. opg. ISBN 90-423-0149-X, p. 7, n. 15.

A.M. Rao, S. Supphellen, `Power elites and dependent territories’, in: Power elites and state building / ed. by Wolfgang Reinhard. – Oxford [etc.] : Clarendon Press, 1996. – XV, 316 p. ; 24 cm. Met lit. opg. en index. ISBN 0-19-820547-3, pp. 79-99.

J. Lefèvre, Le Ministère Espagnol de l’Archiduc Albert , in: Bulletin de l’Académie Royale d’Archéologie de Belgique (1924), pp. 202-204